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Hilfe für Angehörige

Zwangsstörungen betreffen die ganze Familie

Angehörige und Freunde fühlen sich in ihrer Rolle dem Betroffenen gegenüber äusserst macht-und hilflos. Sie können sich das aus ihrer Sicht vollkommen übertriebene Verhalten nicht erklären und befürchten, dass der Betroffene langsam verrückt wird. Gerade Familienmitglieder werden zudem oft in die Zwangshandlungen mit eingebunden. Sie müssen sich beispielsweise immer wieder aufwändigen Säuberungsritualen etc. unterziehen, oder ständig rückversichern, dass die Haustür auch wirklich abgeschlossen wurde.

Obwohl dadurch die Zwangshandlungen nachlassen können, bessert sich die Situation nur scheinbar: Der Betroffene lernt dadurch nicht sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen und diese auszuhalten!

Viele Angehörige fühlen sich vermeintlich schuldig an der Entstehung der Zwangserkrankung. Dies ist ganz klar nicht der Fall. Die aktuelle Forschung zeigt, dass zwischenmenschliche Faktoren nicht als ursächlich für die Entstehung von Zwängen betrachtet werden können. Angehörige können jedoch den Betroffenen bei der Überwindung der Zwänge sinnvoll unterstützen.

Zwangsstörungen sind heutzutage erfolgreich behandelbar!

Die Betroffenen besitzen ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis und fühlen sich in ihrer vertrauten Umgebung und mit ihren gewohnten Abläufen am wohlsten. Veränderungen dulden sie nicht! Sie sorgen für Unruhe und Irritationen – oder gar bis zu Wutausbrüchen. Ebenfalls charakteristisch ist, dass die Zwangsgedanken und Zwangshandlungen mit einem ausgeprägten Schamgefühl verbunden sind. Aus diesem Grund versuchen sie diese auch so lange wie möglich vor ihrem Umfeld zu verheimlichen und ziehen sich langsam aus ihrem Umfeld zurück.

Aus Angst vor Fehlern vermeiden Betroffene, soweit wie möglich, alltägliche Entscheidungen. Erschwerend kommt hinzu, dass sie sich wegen ihrer Entscheidungsunfähigkeit selber Vorwürfe   machen. Kritik von aussen, kann diese Tendenz zusätzlich verstärken.

Manchmal hat es für Angehörige den Anschein, als ob der Zwang gegen sie gerichtet sei, wenn sie beispielsweise erleben, dass der Zwang ausser Haus besser kontrolliert werden kann als in den eigenen vier Wänden. Dies liegt jedoch in der Natur der Erkrankung. Betroffene fühlen sich übermässig für alle möglichen Dinge verantwortlich und verpflichtet, auf die sie gar keinen Einfluss nehmen müssen! (Hätte ich nur dem Nachbarn geholfen Schnee wegzuräumen, wäre er nicht gestürzt und hätte sich nicht am Arm verletzt.)

Angehörige engagieren sich häufig sehr stark, was grundsätzlich wertzuschätzen ist. Dabei sollten sie jedoch auf ihre eigenen Grenzen und Bedürfnisse achten und einen aktiven Alltag leben, um nicht selbst zu erkranken. Wichtig ist, die noch vorhanden zwangsfreien Räume gemeinsam zu nutzen.

Aus therapeutischer Sicht ist es sinnvoll, die Angehörige in die Behandlung miteinzubeziehen. Gemeinsam mit dem Therapeuten und dem Betroffenen können hilfreiche Strategien im Umgang mit zwangsbesetzten Situationen erarbeitet werden. Dabei sollte im Rahmen einer Expositionsbehandlung langsam die Verantwortung wieder an den Patienten zurückgegeben werden. Nehmen Sie als Angehörige auch kleine Fortschritte wahr und loben Sie den Betroffenen dafür!

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